Fachbereiche

Die Spezialistinnen und Spezialisten für Musikermedizin decken ein umfassendes Spektrum an musikermedizinischen Abklärungen und Behandlungen ab. Dank einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Fachbereichen erhalten Sie die passenden Ansprechpersonen für Diagnostik, Beratung und Behandlung.

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Informationen zu den einzelnen Fachbereichen der Musikermedizin sowie zu den jeweiligen Ansprechpersonen. 

Dermatologie

Die häufigsten musikerspezifischen Erkrankungen der Haut sind irritative oder seltener kontaktallergische Hautreaktionen, die je nach Instrument an verschiedenen Körperstellen auftreten können. So können Blasinstrumente vor allem an Lippen, Geigenspiel eher im Halsgebiet und Zupfinstrumente an den Fingerspitzen zu störenden, schmerzhaften Ekzemen führen. Daneben sind v.a. die Hände und Finger vermehrt Reibungsverletzungen ausgesetzt, die zu störenden, teils schmerzhaften Hautverdickungen oder Blasenbildungen führen können. Zusätzlich kann unter emotionalen Stresssituationen eine krankhaft erhöhte Schweissaktivität – grundsätzlich an jeder Körperstelle, aber doch vermehrt in Achseln und Händen – das berufliche Musizieren empfindlich stören.

Die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie bietet alle Untersuchungsmethoden an, um die Ursache einer Ekzembildung der Haut zu eruieren. Hier ist unter anderem die sogenannte «Epikutantestung» hilfreich, die es erlaubt, die genaue Natur der auslösenden allergisierenden Substanz(en) festzustellen, oder aber auch eine Allergie auszuschliessen. Zusätzliche Untersuchungsmethoden bei unklaren Ekzemen und Hautveränderungen umfassen die Entnahme einer Hautprobe (wo sinnvoll) oder die Infektionssuche über Gewinnung von Hautschuppen oder einem Abstrich. Bei störendem Schwitzen klären wir mögliche internistische Ursachen ab und etablieren eine schweisshemmende Therapie. Gerne stehen wir auch bei anderweitigen dermatologischen oder allergologischen Problemen als Ansprechpartner zu Verfügung.

Ergo- und Physiotherapie

Das Team des Zentrums für Ergo- und Physiotherapie besteht aus rund 70 Therapeutinnen und Therapeuten, die sich in vielen Bereichen spezialisiert haben, unter anderem auch in der Behandlung von spezifischen Beschwerden bei Musikerinnen und Musikern.

Beim Musizieren im professionellen Bereich und auch bei Laien  kann der Körper durch sehr spezifische Bewegungsmuster einseitig gefordert sein. Dadurch können Überlastungen des Muskel-Sehnen-Faszienapparates, beispielsweise eine Tendinitis (Tennisellenbogen), auftreten oder es können sich Dystonien oder Haltungsinsuffizienzen bemerkbar machen. Zudem können Beschwerden im Bereich der Atemwege oder im Kieferbereich das Musizieren mit Blasinstrumenten erschweren oder gar verunmöglichen.

Es ist naheliegend, dass sich die oftmals sitzende Tätigkeit mit fehlender körperlicher Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit im Laufe des Berufslebens negativ auf das Musizieren auswirkt. Erfahrene Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die selber auch im musikalischen Bereich tätig sind und sich stetig weiterbilden, analysieren Ihre Haltungs- und Bewegungsmuster.

Mit aktiven und passiven Therapiemassnahmen, spezifischen Übungen und einem Eigenprogramm arbeiten wir mit Ihnen zusammen an Ihrem persönlichen Ziel. Eine enge Zusammenarbeit und der stetige Austausch mit dem interdisziplinären Team des Kantonsspitals St.Gallen unterstützt dabei Ihren Heilungsprozess. Melden Sie sich in unserem Sekretariat im Zentrum für Ergo- und Physiotherapie an.

Elisabeth Häberlin

Elisabeth Häberlin

Teamleiterin Neuro

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Phoniatrie (Stimmstörungen)

Musikerspezifische Krankheitsbilder im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde betreffen v.a. das Hörorgan. So können sich insbesondere Schwerhörigkeiten oder Ohrgeräusche (Tinnitus) auf die Berufsausübung auswirken. Umgekehrt gilt es lärminduzierte Schwerhörigkeiten zu vermeiden und über protektive Faktoren und entsprechenden Gehörschutz im Sinne einer Prophylaxe zu beraten. Seltener können Beschwerden im Bereich Rachen und Kehlkopf (z.B. bei Bläsern) oder Allergien mit Auswirkungen auf die Funktion der oberen Atemwege eine Rolle spielen. 

Insbesondere stimmintensive Berufe wie Sänger und Schauspieler können in ihrer stimmlichen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sein. Typische musikerspezifische Krankheitsbilder können beispielsweise stimmliche Fehlbelastungen, Phonationsverdickungen (sog. Stimmlippenknötchen), akute Überlastungen (Overuse) oder der Einfluss von Schadstoffen oder Hitze sein. Mögliche begleitende Faktoren mit Einfluss auf die Stimme können ein Asthma, ein Reflux (saures Aufstossen), Intubationsschäden oder hormonelle Veränderungen darstellen. Auf all diese Punkte wird im Rahmen der phoniatrischen Sprechstunde umfassend eingegangen.

Jochen Rosenfeld

KD Dr. Jochen Rosenfeld

Leitender Arzt, Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie
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Handchirurgie

Für Musikerinnen und Musiker ist die Funktionsfähigkeit der Hände essenziell. Sie haben jedoch aufgrund der hohen mechanischen Beanspruchung der Hände ein höheres Risiko für gewisse Abnützungserscheinungen und andere handchirurgische Krankheitsbilder. Wir bieten ein umfassendes Spektrum an interdisziplinären Abklärungen und modernen Behandlungsmethoden. Dabei ist der Erhalt der Funktion der Hände immer im Fokus.

Eine häufige Erkrankung bei Musikerinnen und Musikern ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom. Hierbei ist der Nervus medianus im Karpaltunnel am Eingang zur Hohlhand eingeengt. Symptome sind das Einschlafen und Kribbeln an den Fingern sowie nächtliche Schmerzen. In fortgeschrittenen Fällen können eine Kraftlosigkeit, Störung der Feinmotorik und ein Taubheitsgefühl auftreten. Die Behandlung erfolgt in leichten Fällen konservativ. Das Tragen einer Handgelenksmanschette zur Nacht kann Linderung erbringen. Auch eine Infiltration mit Kortison kann hilfreich sein. Bei schweren Beschwerden ist häufig eine operative Therapie notwendig. Die operative Karpaltunnelspaltung kann in einer offenen oder minimal-invasiven (endoskopischen) Technik erfolgen.

Musikerinnen und Musiker haben zudem ein hohes Risiko für die Entwicklung von Abnützungserscheinungen (Arthrose) an verschiedenen Gelenken an den Händen. Hierbei spielt jedoch nicht nur die Beanspruchung der Hände durch das Spielen eines Instrumentes eine Rolle. Vielmehr besteht auch eine individuelle genetische Disposition. Speziell häufig betroffen ist das Daumensattelgelenk. Hauptsymptome bei Arthrose sind belastungsabhängige Schmerzen und eine verminderte Beweglichkeit. Als konservative Therapieoptionen steht die Schienenbehandlung oder die Infiltration mit Kortison zur Verfügung. Bei schweren Beschwerden kann eine Operation sinnvoll sein. Dabei kommen immer häufiger Kunstgelenke zum Einsatz.

Integrative Medizin

Patientinnen und Patienten, welche Beschwerden im Zusammenhang mit ihrer beruflichen oder einfach leidenschaftlichen musikalischen Tätigkeit entwickeln, können sich am Zentrum für Integrative Medizin weiter behandeln lassen. Das Zentrum für Integrative Medizin am Kantonsspital in St.Gallen bietet ergänzend zu Therapien, wie sie zur Behandlung der Beschwerden möglicherweise von anderen Spezialistinnen und Spezialisten etabliert wurden, komplementärmedizinische Beratung und Therapien an.

In einem ersten Gespräch wird von Ärztinnen und Ärzten das Bedürfnis für die weiterführende Behandlung erörtert. Am Zentrum für Integrative Medizin stehen dann verschiedene Therapeutinnen und Therapeuten zur Verfügung, welche musikerspezifische Krankheitsbilder positiv beeinflussen können.

Typische Beschwerden sind beispielsweise:

  • Unspezifische Schmerzen
  • Lokalisierte Verspannungen und Verkrampfungen
  • Erschöpfungssyndrome bis zum Burnout
  • Stress
  • Schlafstörungen
  • Atembeschwerden
  • Tinnitus

In der Summe besteht hier ein breites und individuell ausgerichtetes Therapieprogramm, welches ergänzend zum Einsatz kommen kann.

Logopädie

Krankheiten der Stimme äussern sich durch Veränderungen des Stimmklanges im Bereich der Sprech- oder Singstimme. Die Stimmqualität ist zum Beispiel rau, behaucht, klangarm, knarrend, kippelnd, oder diplophon. Bei Sängerinnen und Sängern sowie bei Schauspielerinnen und Schauspielern zeigt sich primär häufig eine eingeschränkte Belastbarkeit, eine reduzierte Stimmdynamik (laut und/oder leise singen ist eingeschränkt) und/oder ein reduzierter Tonumfang.

Mit ärztlicher Zuweisung führen wir objektive Stimmuntersuchungen durch (z.B. eine Stimmfeldmessung, Stimmbelastungstest) sowie eine fundierte funktionelle Stimmabklärung, welche alle am Singen/Sprechen beteiligten Systeme (Bewegung/Haltung, Atmung, Artikulation/Resonanz, Emotion und Stimmgebung sowie deren Zusammenspiel) betrifft.

Eine individuell angepasste Stimmtherapie ist nach phoniatrischer Untersuchung bei einer Logopädin mit entsprechender Weiterbildung in Stimmtherapie und Gesang (z.B. in der funktionalen Stimmtherapie, funktionalen Stimmarbeit nach M. Heptner, CAS Singstimme Hochschule der Künste Bern) in unserer Abteilung möglich.

Marlis Rosenblad

Marlis Rosenblad

Dipl. Logopädin, Leiterin Logopädie

Orthopädie

In der interdisziplinären Betreuung von Musikerinnen und Musikern spielt die Diagnostik und Behandlung von Pathologien des Bewegungsapparates (playing-related musculosceletal disorders, PRMDs) eine wesentliche Rolle. Nicht nur durch die hohe repetitive Belastung einzelner Muskelgruppen/Gelenke und die oft nicht optimale Körperhaltung beim Musizieren, sondern auch durch unfallbedingte Verletzungen entstehen Einschränkungen am Bewegungsapparat, die das Spielen eines Instrumentes nachhaltig beeinflussen können. Umso wichtiger ist eine professionelle orthopädisch-traumatologische Betreuung unter Berücksichtigung musikerspezifischer Faktoren in Therapie und Rehabilitation.

Während Beschwerden an der Wirbelsäule, vor allem degenerative Veränderungen an der HWS nach langjähriger Fehlhaltung, am häufigsten sind, zeigen sich Schultererkrankungen sowie chronische Tendinitiden aufgrund der repetitiven Bewegungen hauptsächlich bei Streichmusikern. Der Stellenwert der Pathologien der unteren Extremitäten zu denen der oberen Extremitäten ist generell bei Musikern geringer, jedoch vor allem bei Perkussionisten bedeutend.

Die Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates am Kantonsspital St.Gallen gliedert sich in fünf gelenkspezifische Fachteams. Das Leistungsangebot umfasst somit alle degenerativen und traumatischen Pathologien des Bewegungsapparates. Dies garantiert Musikerinnen und Musikern eine professionelle und individuelle Behandlung.  

Psychosomatik

Musikerinnen und Musiker stehen unter einem hohen Leistungs- und Konkurrenzdruck. Das kann zu spezifischen körperlichen aber auch psychischen Folgen führen, die sich u.a. in folgenden Symptomen ausdrücken:

  • Stimmstörungen: Sing-und Sprechstörungen (Dysphonie/Aphonie)
  • Bewegungsstörungen (fokale Dystonie, fokaler Tremor)
  • Hörprobleme, Tinnitus
  • Schwindel, Herzrasen, Verschwommensehen
  • Angst, «Lampenfieber»
  • Stressassoziierte akute und chronische Schmerzsyndrome

Für all diese Symptome können psychische Aspekte und psychosoziale Belastungen eine relevante Rolle spielen. Am Beispiel einer Dysphonie wird deutlich, dass Stress die Stimme beeinträchtigen und/oder zu Muskelverspannungen führen kann.

Wenn Symptome wie Heiserkeit, Stimmlosigkeit oder Bewegungsstörungen vorliegen und gleichzeitig organische Veränderungen oder mechanische Überlastung ausgeschlossen sind, können sogenannte funktionelle/psychogene Dysphonien oder Dystonien vorliegen. Stress und emotionale Belastungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Symptome können über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, insbesondere bei chronischem Stress.

Im Behandlungsfokus soll deshalb auch die psychische und psychosoziale Situation stehen. Die psychosomatische Abklärung beginnt mit einer Erhebung von stressbelasteten Themen und Situationen, bei welcher auch der Leidensdruck und die täglichen Funktionseinschränkungen eingestuft werden. Eine psychometrische Diagnostik und eine ausführliche klinisch psychosomatische Untersuchung schliesst manifeste psychiatrische Erkrankungen aus. Dann können konkrete Massnahmen festgelegt werden, wie beispielsweise Strategien zum Stressmanagement, Entspannungstechniken, Atem- und Stimmübungen, Achtsamkeitstraining zur Körperwahrnehmung und kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken zum optimierten Umgang mit belastenden Situationen.