Antibiotic Stewardship

Mit dem Antibiotic Stewardship Programm setzt sich ein interdisziplinäres Team bestehend aus Vertretern und Vertreterinnen der Infektiologie, der Spitalpharmazie und des Zentrums für Labormedizin für einen verantwortungsvollen und zielgerichteten Einsatz von Antibiotika im KSSG ein.

Antibiotic Stewardship Programm am KSSG

Antibiotika sind für die moderne Medizin unabdingbar. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch deren unkritischen Einsatz die Resistenzentwicklung beschleunigt wird und Antibiotika dadurch unwirksam werden.

Zielsetzung 

Primäres Ziel des Antibiotic Stewardship Programms  am KSSG ist die Optimierung des Antibiotikagebrauchs. Patienten mit bakteriellen Infektionskrankheiten sollen die bestmögliche Behandlung erhalten, dabei den effektiven, aber potenziell schädlichen Medikamenten so wenig wie möglich ausgesetzt werden.  

Optimierter Antibiotikaeinsatz heisst konkret:

  • Einsatz nur bei klarer Indikation
  • Spektrum so schmal wie möglich
  • Dauer so kurz wie nötig
  • Möglichst perorale anstatt intravenöse Gabe

Neben der Reduktion der Entstehung und Verbreitung resistenter Bakterien führt ein optimierter Antibiotikaeinsatz auch zu Reduktion von Therapie-assoziierten Nebenwirkungen inkl. Allergien und Clostridium difficile Infektionen sowie zu einer Verkürzung der Aufenthaltsdauer im Spital.

Arbeit / Angebote

Das Antibiotic Stewardship Programm am KSSG basiert auf mehreren Säulen: 

Analyse von lokalen Verbrauchs- und Resistenzdaten

Eine wichtige Grundlage der Arbeit des Antibiotic Stewardship Programms ist die Antibiotika-Verbrauchsstatistik und die Daten zu Antibiotikaresistenz. Dies dient der Identifizierung von Bereichen und Situationen, in denen Handlungsbedarf besteht, aber auch der Evaluation von Massnahmen und Interventionen, welche im Rahmen des Programms durchgeführt werden.

Spitalweite und klinikspezifische Interventionen zur Optimierung des Antibiotikagebrauchs

Ein wichtigerTeil des Antibiotic Stewardship Programms sind konkrete Interventionen, welche das Ziel haben, den Antibiotikaverbrauch zu optimieren. Diese Interventionen können spitalweit durchgeführt werden, wie z.B. die Restriktion von bestimmten Reserveantibiotika (d.h. Freischaltung nur nach Rücksprache mit Infektiologie), oder klinikspezifisch sein. Beispielsweise wird im Rahmen des Antibiotic Stewardship Programms auf der Palliativstation des KSSG ein Pilotprojekt zum Thema «Optimierter Einsatz von Antibiotika am Lebensende» durchgeführt.

Sind Sie Mitarbeiter am KSSG und haben Sie eine konkrete Idee, wie der Antibiotikaverbrauch auf Ihrer Abteilung oder generell verbessert werden könnte? Dann melden Sie sich bitte bei uns!

Fortbildungen zur rationalen Antibiotikatherapie

Ergänzend zu den konkreten Interventionen werden durch das Team der Infektiologie und Infektionsprävention regelmässig Schulungen und Vorträge zum Thema "Rationale Antibiotikatherapie" veranstaltet.

Guidelines

Auf der Plattform guidelines.ch sind zahlreiche Richtlinien zu Infektionserkrankungen und der empfohlenen Therapie aufgeschaltet. Richtlinien zu weiteren Themen werden regelmässig entwickelt und publiziert. 

 

 

Team des Antibiotic Stewardship Programms am KSSG 

Das Stewardship-Team setzt sich zusammen aus Vertretern und Vertreterinnen der Infektiologie, Spitalpharmazie, der Mikrobiologie, und einem Projektkoordinator.

Programmleitung

Aktuelle Studien 

Postoperative Antibiotika bei komplizierter Appendizitis

Die akute Appendizitis (Blinddarmentzündung) ist der häufigste chirurgische Notfall, bei der die operative Entfernung notwendig und zumeist ausreichend ist. In 30% der Fälle liegt jedoch eine komplizierte Situation vor, bei der es durch Nekrosen, Perforationen oder Abszesse zu einer fortgeleiteten Bauchfellentzündung kommt. Hier ist zusätzlich eine antibiotische Therapie erforderlich. Während diese standardmässig etwa 5 Tage gegeben wird, gibt es zunehmend Hinweise, dass auch eine kürzere Dauer ausreichen könnte.

In der vorliegenden randomisierten Nicht-Unterlegenheits-Studie konnte gezeigt werden, dass eine Antibiotikadauer von 2 Tagen im Vergleich zu 5 Tagen nach Operation nicht zu mehr Infektionen oder vermehrter Sterblichkeit führt. Dies scheint vor allem für Patienten zu gelten, welche minimal-invasiv operiert werden können, bei einer offenen Operation zeigte die 2-tägigen Antibiotikatherapie ein schlechteres Ergebnis.

Darüber hinaus waren die Patienten in der 2-Tage-Gruppe kürzer im Spital, obgleich es etwas häufiger zur erneuten Spitalaufnahme kam als in der 5-Tage-Gruppe.

Obwohl dies sowie andere Faktoren bei der Festlegung der Dauer berücksichtigt werden müssen, unterstützt diese Studie die Hypothese, dass eine kürzere Dauer der Antibiotikatherapie als bislang empfohlen für komplizierte Appendizitiden ausreichen könnte, insbesondere, wenn ein minimal-invasiver Eingriff möglich ist.

Dauer der Antibiotikatherapie bei häufigen Infektionskrankheiten  

Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa, deren Frühmanifestation – das Erythema migrans – basierend auf Anamnese und Blickdiagnose therapiert wird. Die kürzest mögliche Therapiedauer wird kontrovers diskutiert und liegt aktuell bei 10 Tagen Doxycyclin. In dieser randomisierten, open-label, non-inferiority Studie aus Slovenien konnte gezeigt werden, dass eine Therapiedauer von 7 Tagen Doxycyclin ebenfalls ausreicht. Die Empfehlung auf guidelines.ch wurde nach den neusten Erkenntnissen angepasst.