Reduktion unnötiger medizinischer Massnahmen in der Infektiologie

Forschungsgruppe PD Dr. Christian Kahlert

Unsere Forschung ist fokussiert auf das Thema: Welche medizinischen Massnahmen (Diagnostik, Therapie und Prophylaxe) sind aufgrund neuer Erkenntnisse unnötig geworden und führen damit zu Nachteilen für unsere Patienten. Oder einfach gefragt: When is less more? Schwerpunkt sind die Bereiche vertikale Übertragung von Infektionskrankheiten, HIV, Immunfunktionen und Atemwegsinfektionen inkl. COVID-19.

Aktuelle Forschungstätigkeiten

Vertikale Übertragung von HIV

Welche Massnahmen sind notwendig?

Drei aktuelle Studien untersuchen Konsequenzen aus der Änderung der Empfehlungen zur Verhinderung der Übertragung von Frauen mit HIV auf ihr Kind in der Schweiz seit 2018. Dabei wird die Auswirkung durch das Weglassen der neonatalen Postexpositionsprophylaxe mit Zidovudin auf die Blutbildung bei Kindern in den ersten 2 Lebensjahren untersucht. Weiter wird die Häufigkeit von schweren Infektionen wie auch die immunologischen Funktionen dieser Kinder analysiert. Zudem werden Faktoren untersucht, die das Stillen bei Müttern mit HIV beeinflussen wie auch die Konsequenzen, die sich für die Kinder dieser Mütter ergeben.

 

Therapievereinfachung bei HIV

Ist eine Therapie mit zwei Substanzen ausreichend?

Untersucht wird in einer multizentrischen, prospektiven und kontrollierten (virtuelle optimale Kontrolle), ob eine Dualtherapie mit Nevirapin und 3TC ausreicht, die HIV Viruslast vollständig zu unterdrücken.

Atemwegsinfektionen mit Pneumokokken

Welche Faktoren beeinflussen die Kolonisation und Invasion von Bronchialepithelzellen durch Pneumokokken? (in Kooperation mit Prof. Dr. Werner Albrich)

In einem humanen ALI (air-liquid-interface) Zellkulturmodell mit primären Bronchialepithelzellen untersuchen wir die Pathogenese von Pneumokokkeninfektionen von der Kolonisation bis zu invasiven Infektion (Kollaboration mit Prof. Jorge Vidal, University of Mississippi). Eine weitere Zusammenarbeit besteht mit der EMPA der ETH (Gruppe Dr. Peter Wick, Head Particles-Biology Interactions Lab) zum Einfluss von Nanopartikeln auf Pneumokokkeninfektionen. Ein aktuelles Projekt untersucht die Rolle der Tight-Junctions zwischen den Epithelzellen.

COVID-19

SURPRISE+ Studie (in Kooperation mit PD Dr. Philipp Kohler)

Seit August 2020 untersuchen wir im Rahmen einer multizentrischen Kohortenstudie die Immunität gegenüber SARS-CoV-2 bei Spitalmitarbeitenden aus der ganzen Deutschschweiz. Durch repetitive Serologie-Bestimmungen sowie elektronische Fragebögen können wir Aussagen über die Häufigkeit der Erkrankung, Ansteckungswege, sowie Dauer der Immunität beantworten. Ausserdem interessieren uns Fragen rund um die COVID-19 Impfung sowie um Long-COVID. Die in den letzten Jahren aufgebaute Plattform erlaubt es, weitere für Spitalmitarbeitende Infektionen besser zu verstehen. Geplant ist eine Surveillance für respiratorische Syndrome, eine Erhebung zu Antibiotikaresistenzen, sowie sero-epidemiologische Studien zu anderen Infektionskrankheiten (z.B. FSME). 

Corona Immunitas (nationale Initiative, Verantwortung für Kantone St. Gallen und Graubünden)

Untersuchung einer zufälligen Auswahl der Allgemeinbevölkerung der Kantone St. Gallen und Graubünden. Im Fokus steht das Risiko für Infektionen durch Haushaltskontakte, die Rolle der Kinder und der Vergleich mit Spitalmitarbeitenden.

Immunfunktionen gegen SARS-CoV-2 bei Tumorpatienten

In einer Zusammenarbeit mit der Onkologie am Kantonsspital St. Gallen werden gegen das Virus gerichtete Antikörper und T-Zellen bei Patienten mit multiplem Myelom oder soliden Tumoren untersucht.

 

 

Forschungs- und Studiendatenbank

Auf der Forschungs- und Studiendatenbank des KSSG finden Sie nähere Informationen zu den einzelnen Forschungsprojekten und Publikationen der Arbeitsgruppe. 

Unser Labor

Unser Labor der experimentellen Infektiologie befindet sich innerhalb der Laboratorien des Medizinischen Forschungszentrums. 

Unsere Forschung wird finanziert durch den SNF, Lungenliga St.Gallen, Gottfried & Julia Bangerter-Rhyner Stiftung und Grants des Kantonsspital St.Gallen/Empa.