Fertilitätsuntersuchung

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Definitionsgemäss spricht man von Infertilität, wenn bei einem Paar trotz ungeschütztem regelmässigem Geschlechtsverkehr innerhalb von zwei Jahren keine Schwangerschaft eintritt. Die Ursache hierfür kann in 30 Prozent der Fälle beim Mann gefunden werden.

Die andrologische Untersuchung des infertilen Mannes gehört in unseren Aufgabenbereich. Die Untersuchung beginnt mit einer sehr eingehenden Erhebung der Anamnese. Es interessieren sämtliche Lebensabschnitte des betreffenden Mannes, insbesondere auch die Kindheit. So geht die Frage nach retinierten Hoden, Voroperationen im Genitalbereich, nach Verletzungen und Prellungen der Hoden, nach Beginn und Verlauf der Pubertät etc. Auch sämtliche durchgemachten früheren Krankheiten müssen erfasst sein, wie auch alle Operationen. Alle möglichen äusseren Schädigungsmöglichkeiten (Chemikalien, Medikamente, Hitzeexposition, z.B. allzu häufige Saunabesuche, Bestrahlung, Rauchen etc.) müssen erfasst werden. Ursächliche Faktoren der Infertilität ergeben sich unter Umständen auch aus der beruflichen Situation des Patienten, seinem Freizeitverhalten und seinen sexuellen Gewohnheiten.

An die Erfassung dieser Vorgeschichte schliesst sich eine eingehende körperliche Untersuchung an mit Beurteilung des körperlichen Habitus, der Behaarung, der Entwicklung der Geschlechtsorgane etc. Zu suchen, bzw. auszuschliessen sind retinierte Hoden, Missbildungen im Bereiche des Nebenhodens und des Samenleiters, allfällige Wasser- oder Leistenbrüche, Krampfadern (Varikozelen). Selbstverständlich muss auch die Prostata digital exploriert werden.

Im Vordergrund der Laboruntersuchungen, die sich anschliessen, steht eine Untersuchung des ejakulierten Samens (Spermiogramm). Hierbei werden beurteilt: Ejakulatvolumen, Spermiendichte, Motilität der Spermien sowie deren Morphologie. Sind zuwenig Spermien vorhanden, bewegen sie sich ungenügend und sind zu viele krankhafte Spermienformen vorhanden, spricht man von einem sogenannten OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie-Syndrom). Bei infertilen Männern wird dieser Befund in verschiedenem Ausmass häufig gefunden. Zu diesen Basisparametern werden im Spermiogramm auch Spermienantikörper bestimmt, Infekte festgestellt oder ausgeschlossen, Nebenhoden- und Samenblasensekrete bestimmt sowie einzelne Funktionstests der Spermien durchgeführt. Aufgrund all dieser Parameter kann dann der Schweregrad der Infertilität bestimmt werden. Wenn im Ejakulat überhaupt keine Samenzellen (Spermien) vorhanden sind, spricht man von einer sog. Azoospermie.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass ein Spermiogramm immer eine Momentaufnahme darstellt, so dass zur Beurteilung der infertilen Situation stets zwei Spermiogramme minimal durchgeführt werden sollten.

Da die Hodenfunktion über einen hormonellen Regelkreis, ausgehend vom unteren Gehirnanhang, gesteuert wird, ist die Bestimmung dieser Hormonspiegel (FSH, LH, Prolaktin, Testosteron) hilfreich zur Beurteilung der Hodenfunktion. Bei einem z.B. über das Dreifache erhöhten Wert für FSH liegt in der Regel ein schwerer Hodenschaden vor.

Steht eine Azoospermie fest, ist unter Umständen die Indikation für eine Biopsie der Hoden gegeben. Es interessiert die Frage, ob überhaupt eine Bildung von Samenzellen erfolgt oder ob kein funktionierendes Keimepithel vorhanden ist. Im ersten Fall wird die Azoospermie in der Regel durch einen Verschluss der ableitenden Samenwege verursacht sein und bedarf einer evtl. operativen Korrektur. Bei dieser Hodenbiopsie ist die Asservierung von Samenzellen möglich (sofern welche vorhanden sind), die zu einem späteren Zeitpunkt für assistierte Reproduktionstechniken wie ICSI zur Verfügung stehen.