Nebenschilddrüsenerkrankung

Primärer Hyperparathyreoidismus

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Im Gegensatz zu Schilddrüsenerkrankungen sind Erkrankungen der Nebenschilddrüsen im Allgemeinen eher unbekannt. Dennoch sind sie, insbesondere bei betagten Menschen, weit häufiger als angenommen.

Erkrankungen der Nebenschilddrüse

Nebenschilddrüsen können sich ihrer Steuerung entziehen und ungeachtet des vorliegenden Kalziumsspiegels zu viel Parathormon produzieren. Ärzte beschreiben diesen Zustand als "Hyperparathyreoidismus". In den allermeisten Fällen liegt dabei ein gutartiger Tumor einer Nebenschilddrüse vor (ca. 95%). Seltener sind zwei oder gar mehr Nebenschilddrüsen für die exzessive Hormonproduktion verantwortlich (ca. 5%). Eine Nebenschilddrüsenüberfunktion auf Grund eines bösartigen Nebenschilddrüsenkrebses ist äusserst selten (ca. 1%). Liegt die Ursache der der Nebenschilddrüsenüberfunktion in den Nebenschilddrüsen selber, spricht man von einem primären Hyperparathyreoidismus.

Bei ungefähr 5-10% aller Patienten liegt ein Defekt der Erbsubstanz vor, welcher zu einer vererbbaren Form des primären Hyperparathyreoidismus führt. Bei den übrigen Patienten spricht man von der sporadischen Form des primären Hyperparathyreoidismus.

Häufigkeit

Pro Jahr treten ca. 25 - 30 Neuerkrankungen auf 100'000 Einwohner auf. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen. Es ist anzunehmen, dass lediglich bei einem Bruchteil aller betroffenen Patienten die Diagnose eines primären Hyperparathyreoidismus effektiv gestellt wird.

Krankheitsverlauf

Wird von einer oder mehreren Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon ausgeschüttet, steigt auf Grund der Wirkung von Parathormon, im Knochen sowie in den Nieren der Kalziumspiegel im Blut über den oberen Normalwert an. Man spricht in dieser Situation von einer Hyperkalzämie. Diese führt an vielen Organen zu Funktionsstörungen. Hält die Hyperkalzämie länger an, können an den Organen nicht mehr zu korrigierende Folgeschäden auftreten.

Symptome eines primären Hyperparathyreoidismus

Hyperkalzämie-verursachte Symptome
Diese Symptome sind Funktionsstörungen, die auf Grund des überhöhten Kalziumspiegels auftreten. Sie sind reversibel - das heisst, dass nach Korrektur des Kalziumspiegels durch eine erfolgreiche Operation eine vollständige Normalisierung zu erwarten ist.

  • Neuropsychologische Symptome:
    Hierzu zählen Beschwerden wie Müdigkeit, Energielosigkeit, Adynamie, Depressionsneigung, Desorientierung und Gedächtnisstörungen.
     
  • Nierenassoziierte Symptome:
    Krankhafter Durst (Polydipsie) und eine vermehrte Harnausscheidung (Polyurie) sind Ausdruck einer Nierenfunktionsstörung.
     
  • Magendarmtrakt:
    Appetitlosigkeit, Erbrechen, Gewichtsabnahme und Verstopfung können durch eine Hyperkalzämie verursacht sein.
     
  • Herz:
    Am Herzen können gelegentlich Herzfrequenzsteigerungen und Rhythmusstörungen beobachtet werden. Zudem findet sich bei Patienten mit Hyperparathyreoidismus häufiger ein Bluthochdruck als bei der Normalbevölkerung.

Organmanifestationen
Die häufigste Organmanifestation ist das Nierensteinleiden. Bei langer Erkrankungsdauer kann es zudem zu Verkalkungen des Nierengewebes kommen.

Hyperkalzämische Krise
Selten und lediglich bei sehr hohen Kalziumspiegeln können lebensbedrohliche Krisen auftreten. Dabei treten Nierenversagen und Hirnfunktionsstörungen auf, welche bis zum Koma reichen können.